Das Beitragsbild zeigt die Samen eines Flaschenbaums, die rund 3mm klein sind. Aufgenommen haben wir das Bild mit dem Laowa 25mm f/2.8 2.5-5x Ultra Macro-Objektiv.
Vor ein paar Wochen kamen sie, die zwei ersehnten und bei Foto Zumstein bestellten Laowa Supermakro Objektive. Wir hatten in den Monaten zuvor vermehrt Nahaufnahmen von winzigen Insekten im Internet gesehen. Bei Recherchen hatten wir herausgefunden, dass es Makro-Objektive gab, die nicht wie unsere Pentax-Makro-Objektive (50mm und 100mm) das Motiv in der effektiven Grösse 1:1 auf den Sensor projizierten, sondern das Motiv ähnlich wie eine Lupe vergrösserten. Immer wieder kamen wir auf die Firma Laowa, die sich auf die Produktion einzigartiger Objektive spezialisiert hatte.
Wir entschieden uns für die Supermakro-Objektive Laowa 60mm f/2.8 Ultra Macro 2:1 und Laowa 25mm f/2.8 2.5-5x Ultra Macro, die es übrigens für verschiedene Kameras der grossen Hersteller gibt.
Schon beim Auspacken fiel uns auf, dass die Objektive gut gefertigt, aus Metall sind und dass das 25mm-Objektiv eine richtig seltsame Form hat: Ein wenig wie ein langer Kegel mit einer schmalen Nase. Sofort befestigten wir die Objektive auf unseren Pentax K1- und Pentax K3-Kameras und versuchten ein paar erste Fotos in unserer Stube. Das führte einerseits zu einem Wow-Effekt, denn eine solche Vergrösserung konnten wir erst richtig verstehen, als wir sie selber vor Augen hatten und andererseits zu Kopfkratzen, denn wir merkten zugleich, dass es nicht so einfach war, mit den neuen Objektiven brauchbare Bilder abzulichten.
Bei der Makro-Fotografie ist die Tiefenschärfe relativ schmal, d.h. der Bereich, der auf dem Bild scharf ist, ist eng.
Um die ideale Schärfe zu erhalten, muss umso vorsichtiger fokussiert werden.
In der von Laowa mitgelieferten Anleitung wird angegeben, dass beim Laowa 25mm-Objektiv und bei einer 5-fachen Vergrösserung bei einer Blende f/2.8 der Bereich, der scharf ist, gerade mal 0.050 mm beträgt. Das sind 5 Hundertstel eines Millimeters! Bei einer 2.5-fachen Vergrösserung und einer Blende f/16 immerhin bereits 0.514 mm.
Die Laowa-Objektive müssen manuell eingestellt und können nicht automatisch bedient werden. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie schwierig es ist, bei schlechten Lichtverhältnissen, ohne Stativ und ohne Blitz ein winziges Motiv scharf aufs Bild zu bringen. Sogar in der besagten Anleitung wird empfohlen, viel zu üben, weil eine optimale Belichtung gleich zu Beginn wohl nicht so einfach sei…
Also übten wir und hatten Spass dabei.
Beim 25mm-Objektiv werden die besten Resultate erzielt, wenn das Motiv 4 bis 5 cm von der Vorderseite des Objektivs entfernt ist. Beim 60mm-Objektiv sind es für Macro-Aufnahmen mit 2-facher Vergrösserung auch rund 5 cm. (Übrigens kann dieses Objektiv auch für Portraits- und Landschaftsaufnahmen benutzt werden, also bis in die Unendlichkeit.)
Ist man so nahe am Motiv, kommt bei einer kleinen Blendenöffnung (f/16) nur sehr wenig Licht auf den Sensor. Das Bild im Sucher ist oft einfach schwarz! Das gilt es zu kompensieren. Wir testeten verschiedene ISO-Einstellungen und langsamere Verschlusszeiten. Doch beim 25mm-Objektiv kamen wir bald zum Schluss, dass wir ein Stativ mit Einstellschlitten und/oder Blitz brauchten.
Auch Laowa empfiehlt beim 25mm-Objektiv einen Blitz zu benutzen, weil bei solch Supermakrofotografie die Chance das Bild zu Verwackeln gross ist. Wir übten fleissig weiter und üben immer noch, dieses Mal mithilfe unseres Rogeti-Stativs mit Schlitten und einem Aufsteckblitzgerät mit Kabelverlängerung und einem Diffuser.
Eine kleine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu den Bildern unten
Laowa beschreibt zwei Arten, bei der Supermakrofotografie den Fokus anzugehen: Entweder mit der Priorität auf dem Vergrösserungsmassstab (z.B. eine 5-fache Vergrösserung der Blüte, egal, wie viel von ihr auf das Bild passt) oder mit der Priorität auf dem Bildausschnitt (z.B. die ganze Blüte soll auf das Bild, egal welche Vergrösserung das braucht).
Bei den Bildern unten wollten wir mit dem Laowa 25mm-Objektiv fotografieren und zwar mit einer 5-fachen Vergrösserung. Der Bildausschnitt war sekundär.
1. Befestigen der Pentax K1 mit dem Laowa 25mm f/2.8 2.5-5x Ultra Macro Objektiv mit Blitzschuh auf dem Rogeti-Stativ mit Einstellschlitten.
2. Blitz mit Verlängerungskabel und Diffuser anschliessen und einstellen.
3. Bei geringem Licht Aufnahme mithilfe des Bildschirms (Live View) aktivieren, da das Motiv im Sucher zu dunkel erscheint.
4. Objektiv auf 5-fach Vergrösserung einstellen. Bei geringem Licht Blende auf f/2.8 einstellen. Stellt man zu diesem Zeitpunkt bereits eine kleine Blendenöffnung ein, sieht man rasch nichts mehr. Alternativ könnte eine externe Lichtquelle beim Fokussieren helfen. Verschlusszeit für Fotografie mit Blitzsynchronisation einstellen.
5. Kamera platzieren und mit der Kurbel auf dem Schlitten bewegen, bis ein Punkt auf dem Bildschirm scharf erscheint. (Der Schlitten erlaubt viel präziseres Arbeiten als das Stativ zu verschieben.)
6. Nun die Blendenöffnung nach Wunsch verkleinern, damit das Bild mehr Tiefenschärfe bekommt. Das Bild auf dem Display wird somit dunkler. Darauf achten, dass die Kamera ruhig bleibt, nichts verschieben.
7. Mit Selbstauslöser mit Zeitverzögerung das Bild aufnehmen, denn das Betätigen des Auslösers würde allenfalls das Bild bereits verwackeln.
8. Ist das Foto „Wow“ – Bravo! … noch nicht? – weiter üben… gehe zurück zu Punkt 5 …
Damit du dir besser vorstellen kannst, wie das Laowa 25mm-Objektiv Details auf 5:1 vergrössert, zeigen wir dir unser erstes Übungsobjekt hier neben einer SD-Karte und einem Feuerzeug. Von Auge sieht man keine Punkte.
Der Kopf des Vogels von der Dose ist mit dem Laowa 25mm-Objektiv, einer 5-fach-Vergrösserung und einer Blende f/2.8 aufgenommen. Du siehst hier sehr schön, wie der scharfe Bereich winzig ist.

Unsere kleinste Wohnungspflanze musste für einen weiteren Versuch hinhalten. Hier entstand das Bild wie in der Schritt-für-Schritt-Anleitung beschrieben. (Leider nur ein Handy-Bild… sorry.)
Das Foto zeigt einen ca. 5 mm-Trieb der kleinen Zimmerpflanze. Mit Blitz und Stativ aufgenommen und Blende f/16.
Das Bild von diesem Eistropfen nahmen wir mit dem 60mm-Objektiv auf und zwar ohne Stativ und ohne Blitz und bei mittelmässigen Lichtverhältnissen. Mit viel Ruhe in den Händen, optimalen Einstellungen und etwas üben, ging das schon recht gut. Weitere Bilder von den ersten Fotos mit dem 60mm-Objektiv in den Bergen findest du in der Fotogalerie Laowa 60mm im Winter.
Eines wurde uns rasch klar: Unsere zwei Laowa-Objektive sind sehr nützliche Instrumente, um die Grundlagen der Fotografie, die man theoretisch schon zig Mal gelesen hat, in der Praxis besser zu verstehen.
Wir sind gespannt darauf, was wir mit den Supermakro-Objektiven noch erleben und mit welchen zusätzlichen Hilfsmitteln wir schlussendlich die für uns passendsten Lösungen und Resultate finden werden. Wir berichten weiter …
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