Nicht selten staunen wir über die wunderschönen und fast unglaublichen Makro- und Supermakro-Aufnahmen im Internet.
Beim Scrollen sind wir dann so „wooooow“, beim zweiten Hinschauen dann eher so „hmmmmm“
Denn oft sieht das Bild etwas leblos aus: Ein Insektenauge ohne Fokus, ein Schmetterlingsflügel ohne Umfeld, eine Blume ohne Hintergrund, ein scharfes Pflanzenblatt ohne Lichtabfall. Klinische Bilder. Zwar schön, technisch sicher zum Teil kleine Meisterwerke, aber ohne Geschichte, ohne Emotion.
Es gibt in dieser Hinsicht sehr lobenswerte Fotografen, einer, der uns gut gefällt, ist Christian Brockes von Wild Macro. Seine Macrobilder zeigen eine Beziehung zwischen Fotograf und Model, sie strahlen eine Freude aus und vor allem eine Bewegung, eine Lebenswelt, eine Action.
Bilder, die Geschichten erzählen, Models, die uns anschauen, ein Hauptmotiv in seinem Element
Wir wollen ein Motiv zeigen, wie es ist und es in ein Licht rücken, das uns ein Wow, ein Aha, ein Ah oder sogar ein Jöh entlockt. Wir wollen eine Brücke bauen, Interesse wecken, etwas erzählen. Kleinstaunen, eben.
Oft braucht es wenig, um das zu erreichen. Nehmen wir die Pflanze im Bild oben… wir hätten einfach die Blume zeigen können, entschieden uns aber für einen etwas anderen Blickwinkel. Nun sieht man, woher die Blume kommt, dass sie aus einer Sukkulente (hier eine Fettblattrosette) entspringt und diese in einem Tontopf wächst, der wiederum auf einer Steintreppe in einem – wagen wir zu verraten – Tessiner Dorf steht. Das Bild erzählt Geschichte.
Der Blickwinkel des Betrachters verändert den Hintergrund des Bildes, unsere Wahrnehmung des Motivs und auch die Aussage der Momentaufnahme. Eine Änderung des Hintergrundes jedoch muss nicht unbedingt den Blickwinkel verändern, es kann aber das Motiv klarer erscheinen lassen, weil weniger Ablenkung vorhanden ist.
Die zwei Bilder oben zeigen die gleiche Libelle in der gleichen Position am gleichen Ort.
Beim ersten Bild fotografierten wir eher von oben nach unten. Der Hintergrund zeigt die Pflanzenwelt, in der sich dieses Tier bewegt und demonstriert ebenso, wie sich die Libelle farblich ihrer Lebenswelt angepasst hat.
Beim zweiten Bild knieten wir auf dem Kiesboden, um die Libelle besser „freizustellen“, d.h. sie vor einem farblich weniger ablenkenden Hintergrund, den Himmel, abzulichten.
Es sind zwei ganz unterschiedliche Bilder entstanden, nur indem wir uns und die Kamera um einige Zentimeter verschoben haben. Eines unserer Top-Gebote ist, uns zu verschieben und nicht das Tier.
Und da wir nun ja wissen, dass Libellen gut sehen (das kannst du auf Libellen, die Topmodels nachlesen), könnte es sogar sein, dass das Insekt uns insgeheim ein wenig belächelt hat… Wer weiss.
Wir wählten den Blickwinkel absichtlich so, dass man sieht, wie die Blüte dem Käfer etwas Schatten spendet.
Bei diesem Bild erzählt die Szene die Geschichte. Ohne das Loch im Blatt wäre das Bild nicht halb so spannend.
Wir hätten diese hübsche Blume in Katalonien auch anders ablichten können. Für uns war jedoch die Umgebung der Blume das, was eine Geschichte erzählt. Der Aloe Vera, der sich ins Bild drängt, die rote Ameise, die saftigen herzförmigen Blätter, die nach dem Regenguss glänzen…
Bei der Makrofotografie gibt es für uns, wie bei vielen Dingen, kein Richtig oder Falsch. Wir entscheiden jeweils situativ und auf die Umstände angepasst, welcher Blickwinkel und Hintergrund passt.
Diese können meistens mit wenigen sportlichen Einlagen unsererseits verändert werden. Das Resultat verändert sich mit.
Das mit der Wechselwirkung von Blickwinkel und Hintergrund lässt sich übrigens – erlaub uns bitte den etwas philosophischen Einschub – auf’s Leben übertragen: Nimmt man einen neuen Blickwinkel ein, kann sich der Hintergrund einer Angelegenheit stark verschieben. Und umgekehrt.
Wow, tolle Bilder! Ich mag Insekten im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen sehr und schaue mir gerne Bilder und Nahaufnahmen von ihnen an, weil es faszinierend ist, wie besonders sie teilweise aussehen! Letztens habe ich von der Arbeit aus Reparaturarbeiten am Dach eines Museums vorgenommen und dabei habe ich auch einige Insekten entdeckt, da ich mit der Hebebühne natürlich schön weit oben war. Teilweise hatten die Insekten echt schöne, bunte Farben. Am liebsten hätte ich sie auch fotografiert, aber während der Arbeit ging das natürlich schlecht. Naja, dafür gibt es ja so tolle Blogs wie euren, wo ich mir die schönen Bilder ansehen kann 😊