Dank der Fotografie zum Tierprofi

Veröffentlicht am 17. November 2023

Bevor wir damit begannen, die kleine Welt zu fotografieren, dachten wir, dass wir ziemlich viel wissen. Doch seit wir uns regelmässig auf dem Boden kniend oder liegend Zeit nehmen, über kleine grosse Lebewesen zu staunen, haben wir noch viel dazugelernt. Und lernen weiter.

Unsere kleinen Motive haben unsere Wahrnehmung verändert

Was kriecht denn da? Oh, da fliegt etwas. Was für eine spezielle Blüte. Oh, wie überraschend! Was ist das wohl? Ist das nicht dieses oder jenes?

Im Sommer verbrachten wir Stunden auf wenigen Quadratmetern Wiese am Rheinufer, nördlich von Mulhouse. Wir sahen uns Bekanntes, aber auch Fremdes, welches unsere Interpretationsfreudigkeit anregte. Aufgrund von Erfahrungswerten und persönlichem Wissensschatz kamen wir zu Rückschlüssen, nicht selten Trugschlüssen, was uns wiederum zum Recherchieren motivierte.

So zum Beispiel, als wir die faszinierenden Taubenschwänzchen ablichteten und etwas Seltsames bemerkten.

Die hübschen Tiere werden auch als Kolibri Europas bezeichnet

Nun schienen sie aber nicht immer vor den Blumen im Kolibri-Schwirrflug zu schweben und ihren Rüssel in die Blüten zu stecken, sondern hielten sich vereinzelt auch an den Pflanzen fest. Das erleichterte uns, den Falter scharf auf das Foto zu bekommen, aber es war halt irgendwie auffällig. Und genau das meine ich … es FIEL uns auf. Früher waren uns nicht mal die Taubenschwänzchen aufgefallen.

Früher hatten wir Blumenwiesen betrachtet, achtsam eingeatmet und gesagt: Schön ist es hier. That’s it.

Keine Taubenschwänzchen, keine Rüssel und seltsamen Auffälligkeiten. Das Fotografieren hatte uns verändert. Es hatte uns neugieriger gemacht. Es liess uns innehalten und verweilen und vor allem öffnete es nicht nur das Objektiv der Kamera, sondern auch unsere Augen und Herzen. Wie schön.

Weiterbildung in Zoologie und Botanik dank der Fotografie

Seither haben wir in unzähligen Büchern nachgeschlagen, viele schlaue Websites durchkämmt, gelesen und beobachtet. Mit Kenner:innen gesprochen, uns ausgetauscht und gestaunt.

Auch haben wir mehrere Sets der Natur-Kartenreihe gekauft und manche Fragen beantworten können. Das ist an sich schon super toll und freut uns.

… nun gibt es aber zu diesem neuen Wissen noch einen Nebeneffekt: Unsere Fotos werden besser, je mehr wir das Gegenüber, sein Verhalten und seine Lebenswelt verstehen. Respektvoller Wissenshunger ist ein wunderbares Rezept für gelungene Interaktionen. Egal, ob ein Bild entstehen darf oder nicht.

Expedition Natur

Die nützliche und hübsch illustrierte Expedition Natur-Kartenreihe gibt es zum Beispiel bei Exlibris.

Das Taubenschwänzchen kann sehr schnell und wendig fliegen (ein wenig wie ein Kolibri) „schwebt“ im Schwirrflug vor der Blüte und saugt Nektar mit seinem Rüssel. 

Hummelschwärmer sehen auf den ersten Blick den Taubenschwänzchen ähnlich. Beide gehören zu den Nachtfaltern. Sie fliegen jedoch ganz anders. Zudem halten sich Hummelschwärmer mit den Beinen an der Blüte und „laufen“ zur nächsten Blüte. Ihre Flügel sind bis auf einen roten Rand durchsichtig. Auch am Körper haben sie ein rotes Band. 

Ameisenjungfern lernten wir „bewusst“ erst in Namibia kennen, obwohl es sie auch in Europa geben soll. Als wir diese riesigen und faszinierenden Insekten zum ersten Mal beachteten, meinten wir, es könnten Libellen sein. Aber Libellen weit weg vom Wasser? Und Libellen, die uns in der Nacht im Camp besuchten? Wir recherchierten und lernten viel. Wenn du auch etwas über diese Insekten nachlesen möchtest, könntest du auf Wikipedia beginnen. 

Dass es Geckos und Eidechsen gibt und sie sich zwar ähnlich sind, aber doch unterscheiden, wussten wir schon. Seit wir beide Tiere beobachten und fotografieren durften, sind uns die Gemeinsamkeiten und Unterschiede noch bewusster geworden. Geckos haben einen weichen, kurzen Körper, einen relativ grossen Kopf und klebrige Zehenpolster, die ihnen das vertikale Klettern ermöglichen. Sie können viel Lärm machen. Eidechsen hingegen haben eine härtere, schuppige Haut, Augenlider und Krallenfüsse (nachzulesen u.a. auf Terrarium-Freunde).

Erdhörnchen oder Erdmännchen: Auch hier half uns genaues Beobachten und einiges an Recherche, um die beiden Tiere gut auseinanderhalten zu können. Erdhörnchen oder in diesem Bild das Afrikanische Borstenhörnchen gehören zu den Nagetieren und sind mit den Eichhörnchen verwandt. Ihr Fell ist ziemlich hart, der Schwanz lang und buschig (sie brauchen ihn auch als Sonnenschirm).

Erdmännchen, wie dieses süsse Weibchen auf dem Bild, sind Raubtiere. Man erkennt sie auch an den dunklen Ringen um ihre Augen und den Querstreifen auf dem hellbraunen Fell. Ihr Schwanz ist nicht buschig, wie der, der Erdhörnchen, dafür ist ihr Fell schön weich.

Beim Fotografieren dieser Ameise auf der Beinwell-Pflanze, fielen mir die Blattläuse auf. Peter wusste Bescheid und erklärte mir, wie Ameisen die Blattläuse vor Feinden beschützen und dafür die Läuse melken, also den von ihnen ausgeschiedenen Honigtau trinken dürfen. Faszinierende Kleinwelten.

Hast du auch schon dank der Fotografie Naturwissen dazugelernt? Magst du es uns erzählen?

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